Nicht zuletzt der attraktive Preis soll ein Ar-
gument für den neuen X-over darstellen,
der somit in der gehobenen Mittelklasse
einzuordnen ist. Im Highend-Angebot des
deutschen Herstellers gibt es nun also auch
einen " Volkswagen", der neue Kundenkrei-
se erschliel!'en soll. Aber anders als bei den
meisten Großfirmen stammt die Basis für
das günstige Human-Base-Modell nicht aus
fernöstlicher Billigproduktion, sondern
wird, wie die kostspieligeren HB-Bässe auch,
in Einzelfertigung von Siggi Jäger in seiner
Werkstatt in Waldems gebaut. Der X-over ist
mit vier, fünf und sechs Saiten zu haben,
und bei bundloser Ausführung darf man
vom Preis sogar rund DM 200,- herunter-
rechnen.

TEST aus "Gitarre& Bass" Mai 1999:

Human Base "Crossover" X-Over Bass

Im Post-Retro-Zeitalter liegt es nun an, die verschiedenen Stilistik-Strömungen
neu zu vermischen, und da ist der Name "Crossover" für das aktuelle
Human-Base-Modell Programm.
Unser Fünfsaiter bietet eine gelungene Mixtur aus Vintage-Look und bewährten
Human-Base-Konstruktionsqualitäten, auch das Music-Man-Elektrokonzept
ist hier präsent.


Der aufgeschraubte Hals ist sechsfach in der paßgenauen Korpus-Ausfräsung fixiert und einstreifig aus schönem Vogelaugenahorn
gebaut. Im dicken Ebenholz-Griffbrett sitzen 24 sauber verarbeitete Jumbobünde plus Nullbund. Zur Saitenführung dient ein Sattel aus Ebenholz, auch die Vorderseite
der abgewinkelten Kopfplatte ist mit einem Ebenholz-Belag versehen. Allein die hochwertige Halskonstruktion beweist, daß Siggi Jäger auch bei seinem preisgünstigsten Bassmodell keine qualitativen Kompromisse eingeht. Die auffällig dicke und stabile Kopfplattenpartie gehört dabei mit zum "Geheimrezept" für besonders gesunde Klangeigenschaften, ebenso die ausgesprochen stabile Verbindung von Hals und Body. Der Hals ragt, vom Zier-Schlagbrett verdeckt, sogar bis zum Tonabnehmer in den Korpus hinein. Für den deckend lackierten Korpus hat Human Base Sumpfesche ausgewählt. Auch hier gilt wieder das Motto: "Masse erzeugt Klasse", und so wurde eine mittelschwere Holzqualität gewählt, die Korpusdicke beträgt stattliche 45 Millimeter. Die schwarze, nicht ganz hochglänzende Lackierung wurde vor der Frankfurter Musikmesse noch schnell im Super-Express-Verfahren aufgebracht, und Siggi Jäger verspricht für künftige Modelle eine deutlich bessere Lackgüte, obwohl es eigentlich auch beim
insgesamt sehr überzeugenden, erfreulich hochwertigen Testbass nichts zu meckern gibt

Ausstattung

Auf der Kopfplatte sitzen beim Testbass sogar originale, gekapseite Gotoh- Tuner. Als Steg hatte Human Base zunächst einen Wilkinson montiert (daher die beiden Blindschrauben im Body des Testbasses), sich dann aber doch für ein eleganteres Modell von ETS entschieden. Wie selbstverständich ist der Fünfsaiter mit arretierbaren Security Locks von ETS bestückt. Auch was die Hardware angeht, präsentiert sich der noble X-over keinesfalls als Billigmodell.
Frischen Wind in das oft eintönige Einerlei der Pickup-Bestückungen wird die neue Marke Delano bringen, die auch den MM-Fivestring-PU für diesen Bass beisteuert. Der
passive, zweispulige Humbucker besitzt große Alnico-Stabmagente, die ein weites homogenes Abtastfeld für die Saiten bereitstellen.
Auf den ersten Blick nur mit den nötigsten Bedienelementen ausgestattet, bietet der X-over dennoch umfangreiche Einstellmöglichkeiten. Die beiden Klangregler des aktiven Zweiband-Equalizers wurden platzsparend in einem doppelstöckigen Konzentrik-Poti zusammengefaßt, der Volumenregler besitzt einen integrierten Zugschalter, so daß auch eine rein passive Betriebsart ohne EQ zur Wahl steht. An einem dreistufigen Kippschalter lassen sich noch drei Schaltungsvarianten für den Delano- Tonabnehmer einstellen: Spulen in Serie, Singlecoil und Spulen parallel.
Für verzerrungsarme Verarbeitung auch höchster Dynamikspitzen sorgt die Stromversorgung des EQs mit zwei 9-Volt-Batterien. Diese sind in einem Fach in der Korpusrückseite untergebracht, damit man zum Batteriewechsel nicht immer das Schlagbrett demontieren muß. Für die Gewindeschrauben des Batteriefachdeckels
wurden ins Korpusholz sogar Metall-Gewindehülsen eingelassen, und insgesamt rreicht die Ausstattung und Verarbeitung des günstigsten Human-Base-Modells ein
außergewöhnliches Qualitätsniveau.

Praxis

Handhabung:
Mit einem Gewicht von knapp 4, 1 kg ist der X-over nicht zu den absoluten Leichtgewichten zu zählen, steht aber als Fünfsaiter noch gut da. Zumal durch den fetten Korpus das notwendige Gegengewicht zur stabilen Halskonstruktion aufgebracht wird, so daß der Human Base ausgewogen und bequem am Gurt hängt.
Die Tendenz zur Waagerechten ist dabei nur minimal und führt nicht zu Komforteinbußen.
Mit Saitenabständen von ca. 19 mm am Steg besitzt dieser Fünfer das gleiche Stringspacing wie ein normaler Viersaiter, die flache D-Form des Halses bietet dabei günstige Bespielbarkeit. Etwas gewöhnungsbedürftig könnte für manchen Spieler der relativ geringe Abstand zwischen Saiten und Korpusdecke sein, wo ja das aufgeschraubte Schlagbrett noch gut 2 mm "wegnimmt". Ein etwas stärkerer Anstellwinkel zwischen Hals und Korpus (was ja aufgrund der handwerklichen Einzelfertigung kein Problem darstellt) dürfte dem Instrument auch die Gunst der Spieler einbringen, die gerne etwas fester in die Saiten greifen.

Klangverhalten:
Allerdings braucht man den X-Over nicht zu prügeln, um ihm einen satten Ton zu entlocken, denn die hervorragende Holzkonstruktion beschert ihm besondere Sensibilität und ein hochpräzises Ansprechverhalten. Zärtliches Streicheln reicht aus, um diesen Fivestring losschnurren zu lassen; der kultivierte Ton weist ein gutmütig warmes Fundament, charakterstarke, kehlige Mittenartikulation und ein singendes Obertonspektrum auf. Das lange, breitbandige Sustain kommt kerngesund rüber und besitzt für eine Schraubhals-Konstruktion einen erstaunlich zarten "Schmelz". Ohne Frage ist der X-over dadurch prädestiniert für virtuoses Spiel und Stilrichtungen, wo man viel vom Bass hört. Nicht, daß dieser Fünfsaiter keine Qualitäten für erdigen Rock zu bieten hätte - alle möglichen Stilrichtungen bedient der X-Over mit seinen überzeugenden Klangvarianten bestens. Aber seine Sensibilität, die übrigens auch einem Bass mit durchgehendem Hals gut anstehen würde, ist nun mal die große Stärke. Der Delano-Humbucker bringt diese feinen Varianten angemessen und charaktervoll rüber. Durch die Alnico-Magnetbestückung wird auch das Spiel in den höchsten Lagen körperstark und rund reproduziert, der Tonabnehmer verbindet gekonnt satte Tragkraft und prägnantes Durchsetzungsvermögen mit unaufdringlicher Transparenz und crisper Brillanzwürdigung. Damit kommt er seinem Music-Man-"Vorbild" recht nahe, allerdings wirkt der Delano etwas charakterfester im Mittenbereich, worüber sich Jazz- und Rockbassisten gleichermaßen freuen dürften.
In der Aktiv-Einstellung kommt auch schon bei neutral eingestellten Klangreglern zusätzliches Pfund hinzu, der Ton des Human Base wirkt dann noch konkreter und punch-kräftiger. Der EQ-Höhenregler ist auf silbrige Brillanzschmatzer abgestimmt und sollte in der ohnehin schon offensiven Serieneinstellung der PU-Spulen eher vorsichtig
dosiert werden, damit das Klangergebnis nicht zuviel "Edge" aufweist. Abdämpfungen ergeben verblüffend homogene Vintagesounds. Solche erzeugt der Bässeregler vornehmlich bei Anhebungen, wo er weich und warm, ähnlich wie ein Röhrenamp, das Klangergebnis aufbläst.

Resumee

Der bauliche Aufwand sowie die Material- und Ausstattungsqualität des X-Over sind alles andere als typisch für ein preislich attraktives "Economy"-Modell. Auch bei seiner günstigsten Bass-Serie ist Siggi Jäger von Human Base kompromißlos auf beste Klangeigenschaften aus, und die liefert unser beeindruckend sensibler X-Over Fivestring in jeder Hinsicht überzeugend! In der gehobenen Mittelklasse muß dieses Edelteil unbedingt als Schnäppchen eingeordnet werden.

PLUS
. Klangverhalten/Sensibilität/Sounds
. Material/Verarbeitung/Ausstattung
. Bespielbarkeit


Ü B E R S I C H T

Fabrikat: Human Base
Modell: X-Over Fünfsaiter
Gerätetyp: fünfsaitiger E-Bass mit Massivkorpus
Herkunftsland: Deutschland
Mensur: 864 mm, Langscale
Hals: aufgeschraubt; einstreifig Vogelaugen-Ahorn mit Ebenholz-Griffbrett, 24 Jumbobünde+Nullbund, Ebenholzsattel
Halsbreite: Nullbund: 44;
XII. Bund: 63 (mm)
Saitenabstände Steg: einstellbar;
Herstellerjustierung 19 mm
Korpus: Sumpfesche
Oberflächen: Korpus: Hochglanzlack;
Hals: Seidenmattlack
Tonabnehmer: passiv; 1x Delano-Humbucker
Elektronik: aktiv; Human Base Zweiband-EQ
Batterie: 2x 9 Volt
Stromaufnahme: ca. 0,4 (mA)
Bedienfeld: Volumen mit Zugschalter für Aktiv/Passiv, Bässe, Höhen
(konzentr. Poti), dreistufiger PU-Schalter
Mechaniken: schwarz; gekapseite Gotoh-Stimmechaniken, ETS-Steg mit
Klemmarretierungen, Security Locks
Gewicht: ca. 4,1 kg

Dirk Groll, G&B 1999 zum Seitenanfang