TEST aus "Gitarre& Bass" Januar 1992:

Human Base "Jonas" 5-Saiter Frettless

Daß auch kleinste Bässehersteller überleben können, wenn sie nur die richtige Marktnische
ausfüllen, beweist die Firma Human Base aus dem Taunus. Siggi Jäger, zugleich Chef und
"Arbeitssklave" des kleinen Handwerksbetriebs, hat sich auf anerkannt hochwertige
Edelbässe spezialisiert, die vornehmlich aus besonders schön gezeichnetem
Ahorn von Hand gefertigt werden.
Es müssen ja nicht immer exotische Tropenhölzer sein.



Zwei Basismodelle, Jonas und Max, werden neben gelegentlichen Einzelstücken in
Kleinserie gefertigt. Allerdings werden dabei Kundenwünsche weitgehend
berücksichtigt, und dabei darf man sich erheblich mehr als nur eine be-
stimmte Tonabnehmer-Marke wünschen. Human Base bietet den wohl
einzigartigen Service an, dem Kunden das Instrument auf den Leib zu schneidern.
Ohne Aufpreis wird an der Halsform und am Korpusshaping gearbeitet,
bis der stolze Instrumentenbesitzer völlig zufriedengestellt ist.
Auch andere Einzelheiten wie Pickup-Positionierung, Holz-
zusammenstellung (nach Beratung), Griffbrettmarkierungen/Einlagen
und vieles mehr wird ganz nach Kundenwunsch ausgeführt,
zumeist ebenfalls ohne Preisaufschlag.

Der Name Human Base, der den Menschen als Maß der Dinge zugrundelegt,
ist hier also nicht nur schöne Lautmalerei, sondern Firmenkonzept.

Halskonstruktion

Bei unserem Testbass handelt es sich um ein fünfsaitiges Jonas-Modell mit breitem Stringspacing, von einem Kunden als Fretless mit nur einem Tonabnehmer bestellt und uns freundlicherweise kurzfristig zur Begutachtung überlassen. Dieses Instrument entspricht großenteils dem Standard- Basismodell und beinhaltet keine Detailausführungen, für die ein Aufpreis berechnet würde. Die aufwendige, durchgehende Halskonstruktion besteht aus drei Streifen ausgesuchtem Vogelaugenahorn. Die nach hinten abgewinkelte Kopfplatte ist angeschäftet; die Leimfugen verbergen sich aber dem Kundenauge. Auf der Vorderseite wurde ein etwas dickerer Belag entsprechend dem gewählten Korpusholz aufgeleimt und attraktiv durch eine wiederum hauchdünne Zwischenlage aus dunklem Nußbaumholz abgesetzt. Dunkle Streifen aus hartem Rio-Palisander finden sich auch im Hals, sie treten etwa ab der 7. Lage in Erscheinung und werden zum Korpus hin breiter. Die keilförmigen Palisander-Streifen machen deutlich sichtbar, daß die einzelnen Halsstreifen insgesamt konisch zusammengesetzt sind, eine Spezialität des Hauses. Für das dicke Fretless-Griffbrett wurde pechschwarzes, hartes Ebenholz verwendet, auch der Sattel besteht aus diesem Hartholz. Von vorne unsichtbar sitzen in der oberen Griffbrettflanke in den Bundpositionen helle Ahornstreifen, um das Intonieren zu erleichtern. Zusätzlich sind die üblichen Positionen durch kleine Perlmutt-Dots markiert.

Korpusteile

Die an den Hals angeleimten Korpusteile bestehen im Kern aus hochwertigem, gerade gewachsenem Ahorn. Darauf ist ein geschlossener Deckenbelag aus schön gezeichnetem Riegelahorn aufgeleimt, wie bei der Kopfplatte durch eine dünne Zwischenlage dunklen Nußbaumholzes abgesetzt. Daß die Decke tatsächlich aus vier Teilen besteht, fällt selbst bei genauerer Untersuchung kaum auf, da die einzelnen Stücke in ihrer Riegelung vor dem Zusammenleimen offenbar sorgfältig zueinander ausgerichtet wurden und keine Leimfugen zu sehen sind. Vor dem Ansetzen der Korpusbacken wurde wohl zuerst das Hals-Mittelstück mit zwei Streifen Riegelahorn versehen, ebenso die Korpusteile, daher die vierteilige Decke, der man's freilich nicht ansieht. Die Holzverarbeitung ist irn ganzen von erstklassiger Qualität, auch an schwierig zu erreichenden Stellen lassen sich keine Bearbeitungsspuren finden, überall sind die Holzoberflächen seidig glatt und homogen geformt. Besonders zu erwähnen ist der ungewöhnliche HaIs/Korpusübergang, wo die Halsrückseite zu den tiefen (!) Saiten hin stark ausgehöhlt wurde und nur unter den beiden hohen Saiten die übliche Verdickung vollzieht. Normalerweise würde es ein Bässebauer genau andersherum machen, um der Greifuand in den höchsten Lagen ungehinderte Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Doch wenn man die unübliche formgebung einmal ausprobiert, spürt man spontan, daß die Lösung beim Human Base durchaus Sinn macht: Genau dort, wo der Daumen auf der Halsrückseite Platz sucht, findet er ihn beim Jonas auch. Die aus Stabilitäts- und Sustaingründen vorhandene Verdickung unter den hohen Saiten stört keineswegs.
Das authentische Holzfeeling bleibt durch die dünne Versiegelung der Hölzer erhalten. Die mit Ballen aufgebrachte Shellackschicht schützt das Instrument dauerhaft und vermeidet Quellen und Verschmutzen des hellen Ahornholzes.

Hardware

Auf der Kopfplatte sitzen in 3+2-Anordnung gekapseIte Gotoh-Stimmechaniken vom Typ GB- 07. Dieser leichtgängige und fein untersetzte Tunertyp findet sich mittlerweile auf fast allen Nobelprodukten und arbeitet irn Vergleich zum Schaller-Pendant M4 noch präziser, insbesondere was das Feinstimmen angeht. Außerdem sind die Gotohs noch etwas leichter, was ja besonders bei fünf- und Sechssaitern, die ohnehin einen mächtigeren, schwereren Hals besitzen, Kopflastigkeit vermeidet.
Die zweiteilige Steg/Saitenhalter-Kombination ist aus massivem Messing gefräst und stammt vom deutschen Hersteller ABM. Der Steg besteht aus quaderförmigen Saitenreitern, die in der Grundplatte durch seitliche Klemmschrauben in ihrer Einstellung fixiert werden. Bei gelöster Klemmfixierung ist neben der Oktavreinheit die Saitenhöhe an jeweils drei Madenschrauben justierbar. Bei dieser Konstruktion sind sogar auch die Saitenabstände individuell einstellbar, da die messingfarbenen Saitenauflagen irn Saitenreiterblock selbst jeweils seitlich verschiebbar sind; in ihrer endgültigen Einstellung werden sie durch eine kleine Madenschraube von vorne festgeklemmt. Der massige Saitenhalter ist so gebaut, daß die Saiten nicht umständlich durch Bohrungen eingefädelt werden müssen, sondern schnell und unkompliziert einfach von oben eingehangen werden. Selbstredend ist der Jonas mit arretierbaren Schaller-Gurthaltern ausgerüstet, alle Metallteile des Testbasses besitzen schwarze Oberflächen.

Tonabnehmer/Elektronik

Nach Kundenwunsch wurde dieser Bass mit nur einem Tonabnehmer ausgerüstet, der etwas näher am Steg angebracht wurde als bei der Standard-Ausführung. Dabei handelt es sich um einen passiven Bartolini-Humbucker irn Soapbarformat, Type P5CT. Die Bezeichnung besagt, daß es sich hierbei um einen Tonabnehmer für die Stegposition handelt, der einen etwas höheren Ausgangspegelliefert als der entsprechende PU für die Halsposition.
Auch die restliche Elektronik dieses Basses ist passiv ausgeführt, also ohne Transistoren und Batterien. Dafür aber in schlichter High-End-Ausführung mit hochwertiger, teflonisolierter und versilberter Speziallitze, wie sie vom Bassamp-Spezialisten Glockenklang angeboten wird - sachgerecht verdrahtet, damit auch feinste Klangnuancen nicht schon im Kabel steckenbleiben.
Das Bedienungsfeld besteht aus einem Mastervolumenregler und einer passiven Tonblende. Das Tonpoti ist mit einer Push/Pull-Schalterfunktion versehen, durch Herausziehen des Potiknopfs läßt sich der Tonabnehmer vom Humbucker zum offener klingenden Singlecoil umschalten. Wegen der Übersichtlichkeit der schlichten Passiv-Elektronik stellen die fehlenden Einstellungsmarkierungen an den Metall-Potiknöpfen keinen echten Mangel dar. Im sauber ausgefrästen Elektronikfach sieht es entsprechend aufgeräumt aus. Bei den beiden Potis handelt es sich um hochwertige Produkte des deutschen Herstellers Preh. Das gesamte Fach und die Deckelinnenseite sind mit abschirmender Metallfolie beschichtet, bei den Lötverbindungen wurde jeweils der kürzeste, direkteste Weg gewählt, um etwaige Klangverluste in der Verdrahtung so gering wie möglich zu halten. Schließlich sitzt der E-FachDeckel bündig in der Holzoberfläche versenkt; die Fräsung dafür wurde so genau bemessen, daß der Deckel auch ohne Schrauben (die übrigens im Holz in eingelassene Gewindebuchsen greifen) halten würde.

Handhabung

Wie bereits gesagt. besitzt dieser fünfsaiter breite Saitenabstände, etwa so wie ein normaler Viersaiter. Vom Hersteller auf ca. I8 mm bemessen, kann man die Abstände am 3D-Steg natürlich auch nach eigenem Gusto in gewissen Grenzen noch variieren. Erstaunlich ist, daß der Hals trotz des breiten Stringspacings nicht klobig wirkt, was wohl in erster Linie auf das extrem flache Halsprofil und die ergonomische Formgebung zurückzuführen ist. Bis zur 22. Lage ist der Jonas völlig ungehindert bespielbar, und auch bis zum Griffbrettende hinter der 24. Lage kommt man noch ohne allzu anspruchsvolle Artistik, wenngleich auch hierfür das Cutaway noch etwas tiefer ausgeschnitten sein könnte. Am Körper hängt der Human Base ausgesprochen stabil und sicher, ohne dabei an irgendeiner Stelle zu drücken oder an der Schulter zu ziehen. Die Balance ist perfekt, und das Shaping auf der KorpusrÜckseite sitzt genau an der richtigen Stelle. Auch scheinbare Kleinigkeiten, beispielsweise eine optimal niedrige Saitenlage am Ebenholzsattel und gut kontrastierende Lagenmarkierungen in der Griffbrettflanke, sind hier zugunsten einfachen Handlings tadellos ausgeführt. Dieser erstaunlich leichtgewichtige fünfsaiter (4,I kg) ist ausgesprochen komfortabel und leicht zu beherrschen.

 


PLUS
. Sound
. Bespielbarkeit
. Verarbeitung
. Ausstattung, Hölzer
. Elektronik (mit optionalen Direkt -Ausgängen)

Ü B E R S I C H T

Herkunftsland: BRD
Mensur: 864 mm Longscale
Anzahl der Saiten: 5, auch als 6-Saiter erhältlich
Saitenbestückung: GHS Roundwounds
Hals: durchgehend mit angeleimter Kopfplatte, 3 Streifen Ahorn
(gegen Aufpreis Super-Maple-Neck mit besonders harter Qualität)
und zwei Streifen Nußbaum, Ebenholz-Griffbrett,
24 Bünde plus Nullbund
Halsbreite (mm): Sattel: 48
12. Bund: 61
24, Bund: 66
Saitenführung: am Steg 65 mm, geringfügig variierbar
Korpus: angeleimte Korpusteile aus Ahorn, dreiteilige Decke
wahlweise aus diversen Ahorn-Qualitäten
(Vogelaugen-, Riegel-) oder Nußbaum
Finish: 15-schichtige klare Schellack-Handballen- Mattierung,
gegen Aufpreis 100-schichtige Schellack-Politur
Tonabnehmer: 2 x Bartolini PS-2 Humbucker
Elektronik: aktiver Zweiband-EQ Human Base S-2 oder Dreiband
mit param. Mitten S-3,
hochwertige Verdrahtung in Zusammenarbeit
mit Glockenklang entwickelt,
optional Direkt-Aus- gänge für PUs schaltbar
Bedienungsfeld: Mastervolumen, PU- Balance, Bässe, Höhen,
Aktiv/Passiv-Schalter, ggf. zwei Drucktastenschalter
für Direkt-Ausgänge
Batteriestrom: lx 9 Volt, ca. 0,4 mA
Hardware: Gotoh GB-7 Stimmechaniken, zweiteilige ABM-Brücke,
Schaller Security Locks, Graphitsattel als Saitenführung
Gewicht: ca. 4,2 kg
Sonstiges: preisgünstigere Fretless-Ausführung mit anderer
PU-Bestückung, ergonomische Anpassung von Hals-
und Korpusshaping nach Kundenwunsch und
Lefthand-Ausführung ohne Aufpreis

Dirk Groll, G&B 1990 zum Seitenanfang