Technische Merkmale:

- Schraubhalsbauweise mit sechs in Gewindehülsen   eingelassenen Schrauben

- einteiliger Hals aus Vogelaugenahorn (liegende Jahresringe),
  transparente Mattlackierung

- dreiteilige Kopfplatte, nach hinten abknickend

- Ebenholzgriffbrett mit 24 Bünden (+ Nullbund)

- Sattel aus Ebenholz

- zweiteiliger Sumpfeschenkorpus, dunkelblaue Mattlackierung

- fünfschwarze Human Base-Mechaniken

- Human Base (by ETS)Brücke

- schwarze Potis, zwei davon doppelstöckig (Volumen mit
  Push/Pull-Funktion zur Aktivierung der Aktivelektronik,   Panorama, aktive Höhen und Bässe, passiven Höhenblende)

- Delano-Pickups

- Plastikdeckel für E- und Batteriefach

Der nach hinten abgewinkelte und mit einem Bürzel zur Versteifung des Hals-/Kopfplattenübergangs ausgestattete Headstock vermittelte mir zunächst den Eindruck, deckend schwarz lackiert worden zu sein.
Tatsächlich handelt es sich jedoch bei dem Schwarz um eine aufgeleimte Kopfplattendecke aus Ebenholz! Wuff!

TEST aus "Bass Professor" Frühling 2002:

Human Base "JbX"


Siggi Jäger und seine Company Human Base genießen in der Szene einen bestens etablierten
Ruf. Selbst Kollegen aus der Bassbauerzunft erkennen neidlos an, dass Jägers handwerkliche
Fähigkeiten zum besten gehören, was man hierzulande finden kann. Klar, dass bei derartigen
Qualitäten in Verbindung mit der Verwendung hochwertiger Materialien der Klang der Human
Base-Instrumente nicht auf der Strecke bleibt. Dementsprechend groß war auch meine Freude,
als mich Mr. Human Base anrief, um mir mitzuteilen, dass sich sein Zögling JbX auf dem Weg
zu mir befände - jenes Modell des Unternehmens, mit dem Siggi Jäger seinen Beitrag zum
Thema "Jazz Bass" leistete.



JbX HUMAN BASE

Konstruktion/Verarbeitung

Man kann es wirklich nicht oft genug betonen Siggi Jäger verbindet elegantes. funktionelles Design mit einer erstklassigen Handwerkskunst, die mich immer wieder in Staunen versetzt. So ist es auch kein Wunder, dass der JbX in handwerklicher Hinsicht keinerlei Wünsche offenlässt. Das zeigt sich schon an der Kopfplatte mit ihrer typischen Human Base-Form, die auf starke Rundungen verzichtet und deren fünf (in einer 32-Aufteilung angebrachten) Mechaniken versenkt montiert wurden.
Kopfplatte JbX HUMAN BASEAm Headstock befindet sich auch der Zugange zur Halsverstellschraube. Will man die Schraube erreichen, muss man lediglich das Firmenlogo der Company entfernen, das, von zwei Schräubchen gehalten, über dem Zugang zur Halsverstellschraube sitzt. (Überflüssig zu erwähnen, dass der Bass mit perfekt eingestellter blitzfingerfreundlicherHalskrümmung ausgeliefert wurde; doch dazu später ...)

Die Userfreundlichkeit setzt sich bei der erstklassigen Bundierung fort. Perfekt abgerichtet präsentieren sich die 24 Bünde und der Nullbund garantiert auch in den tiefen Lagen eine angenehme Saitenlage.

Interessant wird es auf der Rückseite des sehr schmucken Halses. Zum einen wäre da die Tatsache, dass der Hals deutlich weiter als bei geschraubten Hälsen gemeinhin üblich in den Body hineinragt. Darüber hinaus verdient die damit einhergehende Verschraubung Beachtung, die nämlich am Halsende drei Schrauben auf gleicher Höhe und gut vier Zentimeter weiter oben abermals drei versetzt angebrachte Schrauben aufweist Klar, dass diese in Gewindehülsen stecken. Der Clou ist allerdings der gekonnte Hals-/Bodyübergang. Hier findet sich abermals ein abgeschrägter Bürzel, der dem Daumen beim Spiel in den hohen Lagen eine perfekte Stütze bietet, so dass tatsächlich zumindest der 22 Bund noch bestens zu erreichen ist. Und dass diese Konstruktion hinsichtlich der Stabilität ein Volltreffer ist, dürfte ebenfalls auf der Hand liegen. Wüsste man nicht, dass Siggi Jäger vorhatte, mit diesem Modell seinen Beitrag zum Thema Jazz Bass zu leisten, man könnte es bis zu diesem Punkt auch nicht wirklich erahnen. Auch die Korpusform lässt nicht unbedingt darauf schließen. Die Cutaway-Shapings sind großzügig, und
auch die nach hinten und unten etwas ausladende Form erinnert nur entfernt an Onkel Leo Fenders Design. Einzig die Pickupbestückung lässt einen überhaupt an einen Jazz Bass denken, wenngleich die beiden Delanos mit ihren Single-Polepieces doch auch etwas anders daher kommen als man es gewöhnt ist.

Und noch ein weiteres Jazz Bass-Moment fehlt gänzlich: das Schlagbrett. Die Klinkenbuchse und die drei Potis blicken einen aus dem tiefen Blau des zweiteiligen Bodies entgegen. Interessant ist die Belegung der Regler: Der erste ist am oberen Ende für das Volumen zuständig, darunter liegt der Balanceregler. Gezogen bewirkt das Volumenpoti eine Aktivierung der aktiven Elektronik, durch die das daneben liegende konzentrische Poti seine Daseinsberechtigung erhält. Hier stehen einem am oberen Ring aktive Höhen und am unteren Bässe zur Verfügung. Mit dem dritten Poti regelt
man die Höhen im Passivbetrieb. Prinzipiell ist das Vorhandensein von drei Potis eine schöne, übersichtliche Sache, allerdings sehe ich hier die Gefahr, im hektischen Livebetrieb versehentlich beim Regeln des Balancepotis den Volumenregler mit zu betätigen. Doch wer um diese Gefahr weiß, wird sich ohnehin schnell daran gewöhnen, beim Regeln spitze Finger zu machen!



Sauber und aufgeräumt präsentiert sich das E-Fach, an das man durch Lösen von nur drei Schrauben gelangt. Das Batteriefach wird lediglich von zwei Schrauben gehalten, lästiges Schrauben zum Wechseln der beiden 9-Volt-Blöcke entfällt also. Noch praktischer wäre an dieser Stelle nur ein Schnappverschluss, doch da der Stromverbrauch mit 0,4 mA weniger als gering ausfällt, wird man sowieso nur sehr selten an das Batteriefach gelangen müssen.

Fazit

Dass dieses Modell ein Beitrag zum Thema Jazz Bass darstellen soll, liegt zunächst einmal nicht allzu offensichtlich auf der Hand. Statt dessen findet sich eine Vielzahl verschiedenster Human Base-Eigenheiten, die entweder dem Spielkomfort oder der gesunden Stabilität der Konstruktion zuträglich sind. Alle handwerklichen Arbeiten wurden vorbildlich ausgeführt.

Komfort/Bespielbarkeit/Service

Die liebevolle Hingabe Siggi Jägers beim Bau seiner Bässe zahlt sich erfahrungsgemäß schnell aus, wenn man ein beliebiges Modell aus seiner Produktpalette zur Hand nimmt. So auch beim JbX. Erstklassig ausbalanciert hängt der Bass am Spieler. Die Mattlackierung des Halses garantiert ein klasse Greifgefühl und der bereits erwähnte" Daumenbürzel" in den hohen Lagen tut sein Übriges, um auch in den hohen Lagen ein tolles Spielgefühl zu gewährleisten. Etwas strecken muss man sich nur, wenn man noch über den 22 Bund hinaus will.
Die ebenfalls schon erwähnte Einstellung der Halskrümmung setzt in Verbindung mit der Brückeneinstellung - wie nicht anders zu erwarten - einmal mehr Maßstäbe bezüglich der Flitzerfreundlichkeit; und das alles selbstredend bei einem durch die gute Bundabrichtung bedingten recht geringen Schnarranteil.
Diese tiefe Saitenlage wird natürlich Fingerspieler, aber vor allem auch Slapper erfreuen. Plektrumspielern wird darüber hinaus auch der recht große Abstand zwischen Saiten und Potis positiv auffallen. Etwaige Servicearbeiten wie das Einstellen der Reiterchen oder der Halskrümmung lassen sich blitzschnell vornehmen.

Fazit

Es wird schon fast zur Routine, das große Lob, mit dem man den Bässen Siggi Jägers begegnen muss. Dass neben der beispielhaften Verarbeitung natürlich auch das Spielgefühl nicht auf der Strecke bleibt, liegt auf der Hand.

Sound

So, dann wollen wir mal das Kabel einpluggen und schauen, ob sich die vielen Konstruktionsvorzüge und das tolle Handling auch im Sound bemerkbar machen. Um es gleich vorweg zu nehmen: An einen lupenreinen Jazz Bass erinnert der JbX nur bedingt. Sein Ton klingt wesentlich dichter und ist mit einem leicht nasalen Touch (nicht negativ gemeint) versehen, was bewirkt, dass der Human Base deutlich edelbassiger daherkommt, als dies ein Jazz Bass je tun könnte. Hieran dürfte vor allem die eingangs beschriebene Halskonstruktion nicht unschuldig sein, die natürlich eine bombenfeste Verankerung des Halses garantiert und, ähnlich wie ein durchgehender Hals, für das überaus gesunde Sustain verantwortlich ist. Alle Saiten klingen in allen Registern und auch untereinander sehr ausgewogen, selbst Töne in den hohen Lagen weisen die eben beschriebene Dichte auf. Vor allem beim Betrieb des Stegpickups erhält man auf diese Weise einen astreinen Soloton, mit dem es sich auch super staccato-funken lässt (Jaco lässt grüßen!) Beim Halstonabnehmer manifestiert sich der Unterschied zum " richtigen" Jazz Bass am ehesten. Er klingt wesentlich "gesitteter" und weniger brachial-krachig als das Original. Statt dessen präsentiert sich auch hier ein schlankerer, stärker konturierter und differenzierter Ton. Ein weiteres gern angeführtes Jazz Bass-Moment ist der sogenannte "Marcus Miller-Sound", den man bekanntermaßen beim Betrieb bei der Pickups erntet Auch dieser präsentiert sich nicht so, wie man es von einem echten Jazz Bass gewöhnt ist, da sich auch in dieser Einstellung die obigen Klangbeschreibungen halten können. Doch diese Schilderungen sollen keinesfalls suggerieren, dass der Human Base "schlechter" wegkommt als ein Jazz Bass. Je nach Stilistik und natürlich Vorliebe des Players kann ein derartiges Abweichen von den etablierten Klangcharakteristika natürlich auch gerade einen Reiz darstellen. In härteren Stilistiken wird man den typischen Fender-Growl möglicherweise vermissen. Doch in Bands, in denen der Bass eine tragende Rolle innehat, etwa im Fusion oder in Funk- und Soulmusik, kann man sich mit dem JbX auf jeden Fall bestens oder gar besser in Szene setzen und muss beispielsweise nicht mehr darum bangen, ob filigrane Läufe auch wirklich beim Hörer und den Mitmusikern ankommen. Mit dem JbX kommen sie an - garantiert!

Fazit

Der Human Base JbX ist nur marginal mit einem echten Jazz Bass zu vergleichen. Leichte Assoziationen zum Fender sind zwar noch vorhanden, aber derTon des Human Base präsentiert sich wesentlich klarer konturiert und ist über die ganze Griffbrettlänge perfekt ausgewogen. Auch untereinander weisen die Saiten ein starkes Maß an Homogenität auf.

Kommentar

Der Human Base JbX - dieser Name steht einmal mehr für deutsche Handwerkskunst, sprichwÖrtlichen Buche steht! Die Kombination aus toller Verarbeitung und beeindruckender Bespielbarkeit dürfte diesen Bass schon einmal für all jene Bassisten interessant machen, die Wert darauf legen, ein hochwertiges Instrument in den Händen zu halten.Die klanglichen Eigenschaften prädestinieren den JbX für Stilistiken, in denen der Bass wirklich etwas zu sagen hat, aber dennoch noch nicht zu edelbassig, sondern noch mit einem leichten Schuss "Retro" in Erscheinung treten soll.

Maße / Daten

Mensur: 864 mm
Halsbreite: Sattel 44 mm
24. Bund 72 mm
Halsdicke: 1 Bund 21 mm
12 Bund 23 mm
Anzahl der Bünde: 24 (+ Nullbund
Stringspacing: Sattel 8,5 mm
Steg 18 mm
TA-Abstand von Brücke:
55 mm/140 mm
Batterie: 2 x 9 Volt,
Stromverbrauch O,4 mA
Gewicht: 3,1 kg

Lars Lehmann, Bass Professor 2002 zum Seitenanfang