TEST aus "Gitarre& Bass" Februar 1996:
Human Base "BaseX" Fünfsaiter fretless/fretted
Konstruktion
Zum Test haben wir einen bundierten und einen bundlosen Fünfsaiter, die
beide als BaseX-Modelle gelten, aber in ihrer Konstruktion doch in etlichen
Details voneinander abweichen. Andere Hersteller bieten ein- und das gleiche
lnstrument einfach mit und ohne Bundstäbchen an, während Human Base
dann doch noch weitere Konstruktionsverschiedenheiten für nötig hält,
um den "kleinen Unterschied " möglichst optimal zur Geltung zu
bringen.
Der massige Korpus beider Bässe besteht
aus zwei Teilen massivem (!) Riegelahorn, ansprechend mit transparentem Hochglanzlack
versiegelt. Statt einer relativ kleinen Kontaktfläche, wie normalerweise bei Schraubhals-Konstruktionen,
besitzen die BaseX-Hälse mindestens das Doppelte an Berührungsfläche mit
dem Korpus. Der Hals ragt hier, eingearbeitet in die Korpusrückseite, bis fast zum Steg vor,
und man könnte in diesem Fall schon fast von einem "aufgeschraubten durchgehenden Hals" sprechen.
Durch sechs Schrauben werden Body und Hals bombenfest zusammengefügt. Sinn dieser ungewöhnlichen
Verbindung ist die wirkungsvolle Stabilisierung des Halses dort, wo
er den Korpus verläßt. Wenn man an dieser Stelle durch entsprechend stabile Ausführung
(der BaseX-Hals ist hier fast 5 Zentimeter dick!) verhindert, daß der Hals den schwankenden Saitenzugkräften
in irgendeiner Weise nachgeben kann, so ist ein besonders gesunder Grundton und enormes Sustain zu erwarten.
Das gleiche gilt für die gründlich ausgeführte Versteifung am Übergang zur abgewinkelten
Kopfplatte; je steifer die Gesamtkonstruktion, desto weniger Schwingungskräfte kann der
Bass den Saiten entziehen. Zudem fällt auf,
daß die Kopfplatten besonders dick und mehrschichtig gebaut sind; beim Bundbass ist
ein mehrere Millimeter starker Frontbelag aus Vogelaugenahorn aufgeleimt, beim Fretless
ein ebenso dicker Ebenholzbelag.
Vor allem im filigranen Obertonverhalten dürfte sich die sorgfältige Halskonstruktion
der BaseX deutlich bemerkbar machen. Das erscheint bei einem Fretless um so wichtiger,
und so ist dessen Hals durch eine dreistreifige Bauweise aus hartem Vogelaugenahorn
nochmals steifer, während der Hals für den bundierten Bass aus einem Stück besteht.
Letzterer ist bei unserem Testbass mit einem aufgeleimten Ahorn-Griffbrett ausgestattet, der
Fretless benötigt hingegen, um den rauhen, ungeschliffenen Saiten möglichst lange standzuhalten,
ein härteres Ebenholz-Griffbrett.
Auch der Bundbass ist natürlich auf Wunsch mit Ebenholz-Griffbrett lieferbar. 24 JumbobÜnde plus
Nullbund sind hier eingesetzt, und beim Fretless sind sämtliche Lagen durch
eingelegte, helle Ahornstreifen in der Griffbrettflanke markiert.
Die bundlose Ausführung besitzt übrigens keinen Nullbund; damit die Leersaiten möglichst genauso
klingen wie gegriffene Töne, ist am Halsende ein Ebenholzsattel eingesetzt.
Der Ahornsattel beim bundierten Modell
dient hingegen nur der Saitenführung, und
der Nullbund prägt hier sinnvollerweise den Leersaitenklang.
Die ansprechend schlichte Holzkonstruktion
beider BaseX-Fünfsaiter wurde augenscheinlich aus edelsten Materialien gebaut und auch
entsprechend perfekt verarbeitet. Schlicht wirken diese durchkonstruierten Bässe freilich
nur bei oberflächlicher Betrachtung; denn in der sorgfältigen Bauweise der extrem stabilen
Hälse steckt mehr Know-how und Konsequenz als woanders manchmal im ganzen Instrument!
Ausstattung
Auf der Kopfplatte finden sich gekapseIte Gotoh-Präzisonsmechaniken, und der dreidimensional justierbare "Tuning Fork"-Steg von ETS darf als nicht minder hochwertige Bestückung angesehen werden. Durch Klemmarretierung aller beweglichen Teile verhält sich der Steg quasi wie ein massives Teil. Und wo sich nichts bewegen kann, geht den Saiten auch keine Schwingungsenergie verloren, was wiederum einem filigranen Obertonreichtum und gesundem Sustain förderlich ist.Praxis
Handhabung:
Der massige, dicke Korpus beschert dem BaseX nicht nur einen soliden Ton, sondern
auch entsprechendes Gewicht. 4,6 kg bringt der Bundbass auf die Waage, und der
um einen Tonabnehmer und zwei Dutzend Bundstäbchen leichtere Fretless immer
noch 4,4 kg. Die BaseX fühlen sich daher solide an, wirken aber für
erwachsene Fünfsaiter auch wiederum nicht zu schwer. Am Gurt hängen
sie komfortabel und hinreichend ausbalanciert, die Hälse streben lediglich
leicht in die Waagerechte. Trotz großer Bodies liegen sie allerdings nur
mäßig stabil am Körper und möchten von der Anschlaghand
am Pendeln gehindert werden. Echte Probleme dürfte das niemandem bereiten,
aber es gibt eben auch stabiler liegende Bassdesigns, die sich noch entspannter
spielen.
Die recht flachen Fivestring-Hälse lassen sich mühelos beherrschen,
und auch die Halsverdickungen an Kopfplatten- und KorpusÜbergang beeinträchtigen
nicht (bzw. nicht wesentlich) die Bespielbarkeit. Bis zur 21. Lage kommt man
völlig ungehindert hoch, darüber wird dann aber prompt Artistik verlangt.
In der Handhabung erweisen sich die BaseX insgesamt als günstig, könnten
aber durchaus noch in manchen Details verbessert werden.
Klangverhalten:
Beim Klangtest wird klar, daß eine sorgfältige, schwingsteife Holzkonstruktion
keineswegs immer ein hartes, gnadenloses Klangergebnis liefern muß. Vielmehr
bringen Korpusmasse und ausgewählte Klanghölzer hier fundamentale
und saftige Tiefen zustande, wie man sie bei etlichen modernen Basskonstruktionen
vermissen muß. Nicht ohne Grund wurde für das Bundmodell die klanglich weichere
Halsbauweise aus einem Ahornstück gewählt. Die Rolle des Basses in der Band
wird von Human Base zweifellos als tragende Kraft definiert, und die Wiedergabeeigenschaften
der Bartolini-Humbucker unterstützen das warme Klangbild noch zusätzlich. Die
satt und kraftvoll dargebotenen Tiefen und Tiefmitten heben den BaseX-Bundbass
von der Masse der modernen Edelbässe ab. Zwar sind auch im Passivsound silbrige,
hohe Brillanzspitzen und charaktervoll knödelnde Mitten reichhaltig vertreten,
aggressiv-harsche Hochmitten werden aber eher gedämpft reproduziert, was nicht
allein an den Tonabnehmern liegt, sondern auch schon im Akustikklang zu bemerken
ist. Peitschende Drahtpräsenzen sind also weniger Sache dieses Fünfsaiters,
und dennoch agiert er nicht zu dezent im Band-Hintergrund, dafür sorgt seine
gesunde Grundtonwürdigung und die sehr charakterstarke Mittenreproduktion. Aber
auch betont offene und präsente Sound. bringt der BaseX-Bundbass überzeugend
rüber, wenn man am gut abgestimmten Aktiv EQ die Höhen entsprechend beherzt
anhebt, wobei für extrem helle Klangeinstellungen auch noch ausreichend Boostpotential
übrig bleibt. Bei maximaler Höhenanhebung tritt dann freilich ein vernehmbares,
aber noch tolerierbares Rauschen auf. Am aktiven Tiefenregler kann man hier
sowohl schöne, knochige Klänge per Abdämpfung einstellen, wie auch sorglos das
ohnehin schon gesunde Tiefenfundament noch zusätzlich aufblasen. Die im Vergleich
zum Ebenholz etwas trockenere Baßreproduktion eines Ahorn-Griffbretts erlaubt
nämlich sehr bassige Einstellungen ohne Wummern. Ohne Frage ist die eigenständige
Soundausrichtung des bundierten BaseX-Fünfsaiters nicht nur für Traditionalisten
interessant.
Wie entscheidend bei den Human-Base-Bässen die Holzkonstruktion das Klangergebnis
prägt, wird beim Fretless deutlich. Das nur in einigen Details anders gebaute
bundlose Modell weist zwar einige ähnliche Grundqualitäten auf, verhält sich
aber bezüglich der Tonansprache und der Mittenartikulation ganz anders. Sein
Grundsound ist erstaunlicherweise härter und präsenter als der des Bundbasses!
Klar, wo nur ein Steg-PU vorhanden ist, kann der Sound nicht so bassig wie von
einem näher am Hals montierten Tonabnehmer übertragen werden. Aber das macht
hier nicht den ganzen Unterschied aus. Offenbar ist auch die dreistreifig gesperrte
Halskonstruktion für die deutlich offeneren und offensiveren Präsenzen mitverantwortlich,
die einem Fretless, der auch Soloqualitäten besitzen soll, ausgesprochen gut
anstehen. Beim prägnanten Mittenton des Fretless-Modells muß man trotz des fehlenden
Halstonabnehmers keine Tiefen vermissen; auch mit dem Steg-PU alleine bringt
der sensible Bass bei entsprechender Anschlagweise ausreichende Tragkraft rüber.
Abgesehen davon läßt sich etwas mehr Fülle durch entsprechende Baßanhebung am
Verstärker problemlos herbeiführen. Ein zusätzlicher Halstonabnehmer hätte nämlich
erfahrungsgemäß einige Probleme, einen ausreichend charakterstarken Mittensound
zu produzieren, und normalerweise fehlt einem Fretless, über Hals-PU gespielt,
einiges an Prägnanz. Und so hat Siggi Jäger bei der Grundausstattung seines
bundlosen Modells durchaus wohlüberlegt auf die zusätzlichen Kosten eines zweiten
Pickups verzichtet. Was dem Kunden ja auch tatsächlich gutgeschrieben wird.
Resumee
Die BaseX-Fünfsaiter kommen bei oberflächlicher Betrachtung recht
schlicht rüber, bei genauerer Untersuchung offenbaren sie aber in allen
Details ihre wohlüberlegte und ausgeklügelte Konzeption. Human Base
überläßt hier nichts dem Zufall, und das reichhaltige Know-how
eines erfahrenen Bässebauers schlägt sich hier in außergewöhnlichen
Qualitäten nieder. Für einen modernen Fünfsaiter kommt das Bundmodell
mit bemerkenswert gesundem Fundament und warmem Grundcharakter rüber: Ein
Bass, der wirklich noch nach Baß klingt, ohne daß der Spieler aber
auf filigrane Klangdetails verzichten müßte. Und der prägnante
Charakterton des Fretless belegt eindrucksvoll, warum Siggi Jäger hierzulande
als "Fretless-Papst" gilt. Gerade wegen ihrer klanglichen Eigenständigkeit
muß man die Human-Base-Bässe einmal angetestet haben.
PLUS
. Klangverhalten
. Soundmöglichkeiten (vor allem Bundmodell)
. Bauweise/Verarbeitung
. Ausstattung
Fabrikat: | Human Base | Human Base |
Modell: | BaseX Fünfsaiter fretless | BaseX Fünfsaiter fretted |
Gerätetyp: | fünfsaitiger E-Bass mit Massivkorpus | fünfsaitiger E-Bass mit Massivkorpus |
Herkunftsland: | Deutschland | Deutschland |
Mensur: | 864 mm, Langscale | 864 mm, Langscale |
Hals: | dreistreifig Vogelaugenahorn mit Ebenholzgriffbrett, 24 Lagen |
aufgeschraubt; einstreifig Vogel- augenahorn mit Ahorngriffbrett, 24 Jumbobünde plus Nullbund |
Halsbreite: | Sattel: 42; XII. Lage: 61 (mm) | Sattel: 42; XII. Lage: 61 (mm) |
Saitenabstände Steg: | einstellbar Hersteller-Justierung 18,5 mm |
einstellbar Hersteller-Justierung 18,5 mm |
Korpus: | zweiteilig massiv Riegelahorn |
zweiteilig massiv Riegelahorn |
Oberflächen: | Korpus hochglänzend, Hals seidenmatt lackiert |
Korpus hochglänzend, Hals seidenmatt lackiert |
Tonabnehmer: | passiv; 1x Bartolini Soapbar Humbucker |
2x Bartolini Soapbar Humbucker |
Elektronik: | passiv | aktiver Zweiband EQ (Bundbass) |
Batterie: | - | 2x 9 Volt (Bundbass) |
Ruhestrom: | - | ca. 0,43 mA |
Bedienfeld: | Volumen, Höhenblende | Volumen/Überblendregler/ Aktiv-Passiv-Schalter, Bässe/Höhen (Bundbass) |
Mechaniken: | schwarz; gekapselte Gotoh-Tuner, ETS "Tuning Fork" 3D-Klemmsteg, arretierbare ETS-Gurthalter |
schwarz; gekapselte Gotoh-Tuner, ETS "Tuning Fork" 3D-Klemmsteg, arretierbare ETS-Gurthalter |
Gewicht: | ca. 4,4 kg | ca. 4,6 kg |